Die Coronavirus-Reaktion in SĂŒdafrika

LĂ€nder sollten nicht mit Strafen fĂŒr eine effektive Berichterstattung ĂŒber Corona-Varianten rechnen mĂŒssen, da dies zum Schweigen ermutigt [Foto: Getty Images]

Anmerkung: Eine Podcast-Episode von WZB’s Soziologische Perspektiven auf die Corona-Krise mit Joseph Harris zum gleichen Thema finden Sie hier.

SĂŒdafrika wurde wĂ€hrend der ersten Coronavirus-Welle, die im MĂ€rz 2020 begann, schwer getroffen. WĂ€hrend eine aggressive Abriegelung zunĂ€chst dafĂŒr gelobt wurde, die Ausbreitung zu stoppen und bis zu 20.000 Menschenleben zu retten, hatte die Abriegelung selbst erhebliche Folgen. Als der Druck zur Wiedereröffnung wuchs, befand sich das Land im Juli 2020 inmitten des grĂ¶ĂŸten Coronavirus-Ausbruchs auf dem Kontinent und eines der grĂ¶ĂŸten der Welt. Welche Faktoren machten SĂŒdafrika so anfĂ€llig fĂŒr das Coronavirus? Welche Maßnahmen und Programme umfassten die Reaktion der Regierung? Wie hat das Land seither COVID-19 bewĂ€ltigt, und welche UnterstĂŒtzung können Deutschland und andere Industrienationen dem Land heute bieten? Dieser englischsprachige Artikel basiert auf einem Kapitel, das Harris ĂŒber die politische Reaktion SĂŒdafrikas auf das Coronavirus in einem Sammelband verfasst hat, der hier kostenlos erhĂ€ltlich ist, und geht diesen Fragen nach.

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Die Theorie der vielen COVID-Welten

Was wir glauben, ĂŒber den Lebenszyklus der Pandemie zu verstehen, ist mit unseren “Beobachtungsinstrumenten” und ihrer Funktion und KapazitĂ€t verstrickt. [Foto: Getty Images]
Nicholas Harrington bietet einen neuartigen Ansatz zur Interpretation der globalen Variation der Antworten auf COVID-19. Mit Hilfe der Multiple-Universe-Interpretation (MWI) der Quantenmechanik konzeptualisiert er die COVID-19-Pandemie als ein PhĂ€nomen, bei dem die AbschwĂ€chungsmaßnahmen den Versuchsaufbau und die soziale RealitĂ€t das Ergebnis des Experiments darstellen. Harrington lenkt die Aufmerksamkeit auf ökologische, soziale und kulturelle Faktoren und setzt sich dabei kritisch mit der MWI als Theorie sowie mit der Wahrnehmung der verschiedenen Reaktionen auf COVID-19 auseinander. Lesen Sie hier mehr ĂŒber die vielen COVID-Welten, die wir vielleicht oder vielleicht auch nicht bewohnen.

 

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Die WHO nach Corona: VerfĂŒgungsgewalten fĂŒr die nĂ€chste Pandemie?

Das Hauptquartier der Weltgesundheitsorganisation in Genf [Copyright : WHO/Pierre Virot]

Anmerkung : Dieser Beitrag erschien zunÀchst auf verfassungsblog.de.

HĂ€tte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch der mysteriösen Lungenerkrankung im chinesischen Wuhan schon im Dezember 2019 zum öffentlichen.  Gesundheitsnotstand von internationaler Dimension erklĂ€rt, wĂ€re es womöglich nicht zu spĂ€t gewesen, die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen, die mittlerweile zum globalen Notfall ungekannten Ausmaßes herangewachsen ist. Doch angesichts des begrenzten Mandats und eingeschrĂ€nkter politischer AutoritĂ€t der WHO war dieses Szenario weit von der RealitĂ€t entfernt. TatsĂ€chlich haben Beschwichtigung und Applaus in Richtung China die Situation womöglich sogar verschĂ€rft. Die Corona-Krise hat die LĂŒcken in der Governance globaler Infektionskrankheiten schonungslos offengelegt.

Das Repertoire der WHO an Notstandsmaßnahmen ist relativ eingeschrĂ€nkt. Wie die meisten anderen internationalen Organisationen fehlen ihr DurchsetzungskapazitĂ€ten, wodurch ihre AutoritĂ€t weitgehend von Anerkennung und freiwilliger Regelbefolgung durch die Mitgliedsstaaten abhĂ€ngt. Zweifellos leistet die WHO im Rahmen der COVID-19-Pandemie wichtige Arbeit – die FĂŒhrungsrolle, die sie in vergangenen Krisen oft innehatte, vermeidet sie momentan hingegen. Sollte die Organisation zur BewĂ€ltigung kĂŒnftiger Krisen mit mehr operativer Macht ausgestattet werden?

Lesen Sie mehr ĂŒber das gegenwĂ€rtige Dilemma der internationalen Gesundheitspolitik im englischsprachigen Beitrag hier.

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Der harte Schatten der Gesundheitspolitik – die COVID-19-Pandemie und die scheinheilige Metapher des ‘Lebenrettens’

Öffentliche Gesundheit muss auch außerhalb von Krisenzeiten PrioritĂ€t haben [A. Forouzani/Unsplash]
Der gegenwĂ€rtige globale gesundheitliche, ökonomische, politische und soziale Notstand wird uns mehr denn je ins Bewusstsein rufen, wie sehr jede und jeder einzelne von uns verantwortlich ist fĂŒr das Gemeinschaftsgut, das sich öffentliche Gesundheit nennt. Auch dann, wenn wir uns nicht gerade „im Krieg“ mit einem hochansteckenden Pathogen befinden. Ende 2018 lebten in Deutschland ĂŒber 87.000 Menschen mit HIV – im selben Jahr hatten sich 2.400 Menschen neu mit dem Virus infiziert. 82.000 MasernfĂ€lle und eine sich stetig verschlechternde Immunisierungsrate wurden 2018 vom WHO-RegionalbĂŒro in Europa registriert, deutlich weniger als die fĂŒr eine Ausrottung der Kinderkrankheit erforderlichen 95%. Infektionsraten sexuell ĂŒbertragbarer Krankheiten sind in den USA zwischen 2014 und 2018 dramatisch gestiegen – 2018 starben dort 94 Neugeborene, weil ihre MĂŒtter sich mit Syphilis angesteckt hatten. Dies sind nur einige von vielen Beispielen dafĂŒr, wie unsere tĂ€glichen Entscheidungen in Gesundheitsfragen – fĂŒr uns selbst, unsere Kinder, gegen safer sex – sich auf die Gemeinschaften und Gesellschaften, in denen wir leben, auswirken können und welche Risiken sie bergen.

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