Die aufkommende politische Ăkonomie der rĂ€umlichen Distanzierung wirft Zweifel an dieser Perspektive auf. Vielmehr sind alle in der Forschung identifizierten Zutaten fĂŒr populistische Politisierung bereits ersichtlich: existierende Unzufriedenheit mit materiellen Ungleichheiten und Statusprivilegien in Demokratien mit wackliger UnterstĂŒtzung werden absehbar durch die Krise verstĂ€rkt, vor allem auf internationaler Ebene. Es ist daher wahrscheinlicher, dass die momentane nationale Einigkeit bald zurĂŒck zu bekannten distributiven und verfassungsbezogenen politischen Spaltungen der letzten Jahre fĂŒhren wird, jedoch mit erneut erhöhtem Einsatz. Lesen Sie mehr im vollstĂ€ndigen englischsprachigen Artikel hier.
Ansichten eines verÀrgerten Liberalen

Was bedeutet es heute, liberal zu sein? Sich fĂŒr Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit und eine regelbasierte internationale Ordnung einzusetzen? Unregulierte MĂ€rkte gutzuheiĂen? Oder ist der Begriff zum Synonym fĂŒr stetig ansteigende Mieten und Besitzlosigkeit eines groĂen Teils der Bevölkerung geworden? TatsĂ€chlich weist der Liberalismusbegriff viele Schattierungen und Konnotationen auf. Politiker verschiedenster Couleur von Vaclav Havel bis Augusto Pinochet bezeichneten sich selbst als Liberale, und was auf dem einen Kontinent als Liberalismus gilt, wird auf dem anderen nicht im Entferntesten in dessen NĂ€he gerĂŒckt. Angesichts des Aufstiegs der radikalen Rechten in Deutschland und ethnopopulistischer Spielarten des Autoritarismus in Osteuropa plĂ€diert Robert Benson in seinem Beitrag fĂŒr eine Reflexion ĂŒber den Stellenwert des Liberalismus und seine Rolle in der Verteidigung demokratischer Institutionen heutzutage. Lesen Sie den vollstĂ€ndigen englischsprachigen Artikel hier.
Interview: Jonas Tallberg ĂŒber die LegitimitĂ€t internationaler Organisationen und die Krise der globalen Ordnung
In dieser Folge unserer Interviewreihe hat Jakob Angeli Prof. Dr. Jonas Tallberg zu Gast, Professor fĂŒr Politikwissenschaften an der UniversitĂ€t Stockholm.
Im Interview spricht der Forscher ĂŒber die LegitimitĂ€t internationaler Organisationen, ĂŒber die wahrgenommene Krise der gegenwĂ€rtigen Ordnung und seine LieblingsbĂŒcher.
Eine gekĂŒrzte schriftliche Version des Interviews sowie das gesamte Interview als Audiodatei (beides auf Englisch) finden Sie hier.
[Photo: Stockholm University]
Zwischen AbenddĂ€mmerung und Morgenröte â eine Replik auf Frank Nullmeier

Dieser Text ist eine Antwort auf Frank Nullmeiers Buchbesprechung
“Legitimationsprobleme des Global Governance Systems. Michael ZĂŒrns Theorie der globalen Politik”, erschienen hier und hier.
Frank Nullmeier hat sich im Theorieblog kritisch mit meiner âTheory of Global Governanceâ (TOGG) auseinandergesetzt. Ăber seine kluge Kritik freue ich mich und möchte im Gegenzug darauf reagieren. Im besten Fall regt die Auseinandersetzung weitere BeitrĂ€ge an. Frank Nullmeiers Beitrag beruht auf einer Ă€uĂerst konzisen und fairen Zusammenfassung der Argumentation. Besonders schmeichelhaft ist es dabei, wenn er die Theoriekonstruktionsprinzipien von JĂŒrgen Habermasâ âLegitimationsprobleme im SpĂ€tkapitalismusâ als Vergleichsfolie heranzieht. Schmeicheleien sind aber oft zweischneidig und so auch hier. Bei einem solchen Vergleich werden nĂ€mlich Defizite nur allzu gut sichtbar. Frank Nullmeier hebt in seiner Kritik v.a. drei Punkte hervor. Zum einen erweist sich der Anspruch von TOGG vor dem Habermasschen Hintergrund als geradezu bescheiden. Es handelt sich nur um eine Theorie des (globalen) politischen Systems und stellt keine Theorie der (kapitalistischen) Weltgesellschaft dar.  Dadurch â so der zentrale Kritikpunkt von Frank Nullmeier â wĂŒrden aber andere gesellschaftliche Systeme und mithin gewaltbasierte und interessengeladene Macht- und Herrschaftsbeziehungen ausgeblendet. Zweitens werde der Begriff der AutoritĂ€t ĂŒberdehnt, indem er durch das Konzept der Aufforderungen (requests) weit gefasst wird. Politische Systeme arbeiten aber nach Easton und Nullmeier ĂŒblicherweise mit Anweisungen (commands). Und dann ist da auch noch die Eule der Minerva, die ihren Flug erst in der DĂ€mmerung beginnt. Ich möchte in dieser Reaktion kurz auf diese drei wichtigen Kritikpunkte eingehen.
Continue reading “Zwischen AbenddĂ€mmerung und Morgenröte â eine Replik auf Frank Nullmeier”
Legitimacy Problems of the Global Governance System. Michael ZĂŒrnâs theory of global politics

In his post, which originally appeared on Theorieblog, Frank Nullmeier critically examines Michael ZĂŒrnâs âA theory of Global Governanceâ, published in 2018 by Oxford University Press. The âGlobal Governance Systemâ (GGS), as proposed by ZĂŒrn, is based on the exertion of global authority primarily through international organizations, whose political and epistemic authority has grown substantially over the past thirty years, even though they only act within a certain policy area. The consequences are severe legitimacy problems of the GGS. Nullmeier analyses the theoretical implications of such a vantage point, arguing that focusing on normative integration of international organizations comes at the expense of questions of state power, violence, and economic struggles, which are regarded as exogenous. Read the full article in German here.
Legitimationsprobleme des Global Governance Systems. Michael ZĂŒrns Theorie der globalen Politik

Hinweis: Dieser Beitrag ist am 4. MÀrz 2019 zunÀchst auf theorieblog.de erschienen.
Mit seiner bei Oxford University Press publizierten Monographie âA Theory of Global Governanceâ hat Michael ZĂŒrn nicht nur die Summe seiner Forschungen vorgelegt, sondern eine beeindruckende Theorie der globalen Politik auf der Basis der neuesten empirischen Forschung und bei genauer Kenntnis der Internationalen Politischen Theorie vorgelegt. Der entscheidende kreative Schritt liegt darin, das internationale politische Geschehen als ein eigenes politisches System, das âGlobal Governance Systemâ (GGS), zu verstehen.
Continue reading “Legitimationsprobleme des Global Governance Systems. Michael ZĂŒrns Theorie der globalen Politik”Hilfe! Ich habe ‘backlash’-Schleudertrauma: hin zu einer progressiven Infragestellung
                                                                                                                                                           [Foto: Alex Radelich/unsplash]
Zur Beschreibung der momentanen politischen Lage hat sich ein GroĂteil der akademischen Welt auf den Begriff backlash (auf Deutsch in etwa Gegenreaktion oder RĂŒckwirkung) eingeschossen. Er beschreibt im Englischen eine starke negative Reaktion auf soziale oder politische Entwicklungen, oft verbunden mit einer Idealisierung der Vergangenheit und der RĂŒckforderung verloren geglaubter Privilegien. Allerdings ist der Begriff irrefĂŒhrend: zunĂ€chst verkennt er die HeterogenitĂ€t der Strömungen, die die gegenwĂ€rtige liberale Weltordnung in Frage stellen. Klarerweise existieren reaktionĂ€re KrĂ€fte, die Pluralismus untergraben und Freiheitsrechte aushöhlen wollen. Doch dies verstellt oftmals den Blick dafĂŒr, dass es auch marginalisierte Gruppen gibt, die gegen die momentane Ordnung aufbegehren, weil diese ihren eigenen Versprechen nicht gerecht wird. DarĂŒber hinaus stellt der backlash-Begriff aber auch eine implizite Verteidigung des Status Quo dar. Die Betonung freier MĂ€rkte und individueller Autonomie erscheint somit als unumstöĂlich; der Blick fĂŒr Alternativen jenseits des liberalen Paradigmas geht verloren.
Robert Benson lotet in seinem neuen Blogpost die Grenzen und Möglichkeiten des backlash-Konzepts aus und entwirft neue Perspektiven auf ein globales PhÀnomen. Lesen Sie den vollstÀndigen englischsprachigen Artikel hier.
Das Ende der Liberalen Ordnung wie wir sie kennen?
Erleben wir derzeit das Ende der Liberalen Ordnung, wie wir sie kennen? Zwei wichtige neue Publikationen zu dieser drĂ€ngenden Frage wurden kĂŒrzlich bei einer WZB-Veranstaltung prĂ€sentiert und diskutiert.
Eine vollstĂ€ndige Video-Aufzeichnung in englischer Sprache sowie weitere Informationen zur Diskussion mit Michael ZĂŒrn, Direktor am WZB sowie Jan Zielonka, Professor an der UniversitĂ€t Oxford, finden Sie hier.