Who is curtailing freedom?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                       [Photo: Kaja Smith]

The ancient Greeks and Plato had this idea of the philosopher kings. In their kingdom, the people enjoyed all freedoms and were governed by wise, benevolent rulers—and by them alone. In practice, this never happened because every supposedly benevolent ruler eventually came to a point where he saw his power under threat. If he is unwilling to share power, he cannot allow demonstrations, the founding of parties, or critical opinions. He needs to curtail the freedom of his citizens.

Today, autocratic tendencies are intensifying worldwide, with China under president Xi Jinping often being seen as a vanguard. The economic success of the People’s Republic has made autocracy a real option for some states. Even in the EU, where membership criteria prescribe a stable democracy, undemocratic values are experiencing a revival in states like Poland and Hungary, as well as in the thought of right-wing populist parties.

Paradoxically, in order to sustain their power, autocrats will resort to means usually associated with liberty and democracy. Take elections as an example. Virtually every autocratic state holds elections to uphold the pretense of participation, transforming people and opposition into accomplices. Whoever doesn’t play along becomes a target. A second example is internet access. In China, for instance, almost everything is being handled online. This renders life more convenient, but the state is eavesdropping, censoring, and intervening when it gets critical. Moreover, cooperation among autocracies has tightened. They join forces and help one another cope with sanctions.

The rise of autocracy has surprised many. After the fall of the Soviet Union, political scientist Francis Fukuyama proclaimed the “end of history”. He thought that sooner or later, every state on the globe will eventually democratize and people will live freely and in peace. Unfortunately, this turned out to be a premature assumption. It gives us a headache to think about the many people who still do not possess the right to speak and act freely. Our wish is to overcome the remaining autocracies one day. And to overcome them, we need to understand them.

Note: This text was originally published in the latest issue of Leibniz magazine. Read it in German here.

Share this:

Wer beschneidet die Freiheit?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                        [Foto: Kaja Smith]

Bei den alten Griechen und Platon gab es diese Idee vom Philosophenkönigtum. Das Volk genoss darin alle Freiheiten, regiert von weisen, wohlmeinenden Herrschern — allein von ihnen. In der Praxis hat das so nie stattgefunden. Denn irgendwann kommt jeder vermeintlich wohlmeinende Alleinherrscher an einen Punkt, an dem seine Macht bedroht ist. Will er sie nicht teilen, kann er nicht zulassen, dass demonstriert wird, sich Parteien gründen, kritische Meinungen geäußert werden. Er muss die Freiheiten seiner Bürger beschneiden. Heute verstärken sich autokratische Tendenzen weltweit. Als ein Vorreiter gilt China unter Präsident Xi Jinping. Dass die Volksrepublik ökonomisch überaus erfolgreich ist, hat die Autokratie für einige Staaten zu einer echten Option gemacht. Selbst in der EU, die als Mitgliedschaftskriterium eine stabile Demokratie vorschreibt, erleben undemokratische Werte ein Revival, in Staaten wie Polen und Ungarn oder im Gedankengut rechtspopulistischer Parteien.

Paradoxerweise greifen Autokraten zum Erhalt ihrer Macht mitunter auf
Mittel zurück, die wir zunächst mit Freiheit und Demokratie verbinden. Ein Beispiel sind Wahlen. Praktisch jeder autokratische Staat hält welche ab, um den Schein der Mitbestimmung aufrechtzuerhalten und Bevölkerung und Opposition zu Komplizen zu machen. Wer nicht mitspielt, macht sich zur Zielscheibe. Ein zweites Beispiel ist der Zugang zum Internet. In China etwa wird fast alles online erledigt. Das macht das Leben bequemer; doch der Staat liest mit, zensiert und greift ein, wenn es kritisch wird. Zudem ist die Zusammenarbeit von Autokratien enger geworden. Sie schließen sich zusammen, helfen sich bei Sanktionen — stützen einander. Das Erstarken der Autokratie hat viele überrascht. Nach dem Aus der Sowjetunion hatte etwa der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama das »Ende der Geschichte« ausgerufen: Über kurz oder lang würden sich nun alle Staaten der Welt demokratisieren, die Menschen frei und in Frieden leben. Das hat sich als voreilig herausgestellt, leider. Dass Menschen in vielen Staaten nach wie vor nicht das Recht haben, frei zu sprechen und zu handeln, bereitet uns Bauchschmerzen. Unser Wunsch ist es schon, die verbleibenden Autokratien irgendwann zu überwinden. Und dafür müssen wir sie verstehen.

Hinweis: Dieser Text ist zunächst im aktuellen Magazin der Leibniz-Gemeinschaft erschienen. Lesen Sie das ganze Heft hier.

Share this: