David Hagebölling betrachtet den weithin als diplomatischen Fehlschlag bewerteten G-7 Gipfel in Kanada vor dem Hintergrund struktureller Veränderungen des internationalen Staatensystems. Während die öffentliche Diskussion bisher insbesondere Auswirkungen der US-amerikanischen Außenpolitik unter Präsident Trump thematisiert, unterstreicht Hagebölling die Notwendigkeit, komplementär auch längerfristige Faktoren zu analysieren. Er beschreibt zwei wesentliche Herausforderungen für den Zusammenhalt der westlichen Staatengemeinschaft in einem multipolaren internationalen System. Erstens erschweren die größere Zahl einflussreicher Akteure und deren vielschichtige Verteilungsinteressen die Kompromissfindung zwischen Staaten. Zweitens besteht eine fortwährende Wahrnehmung in Teilen der westlichen Bevölkerungen, dass sich infolge des Aufstiegs neuer Wirtschaftsmächte, insbesondere in Asien, die Vorteile einer liberalen internationalen Ordnung zunehmend relativieren. Hagebölling prognostiziert die Verschärfung einer bereits deutlich zu beobachtenden Entwicklung hin zu einer G-X Welt, gekennzeichnet durch eine Vielzahl sich teilweise überlappender Gruppen und Partnerschaften zwischen Staaten. Als Variable in diesem komplexen System von Interessenkonstellationen hat die G-7, nach Hageböllings Einschätzung, das Potential in Zukunft eine herausragende, jedoch weniger kalkulierbare Rolle zu spielen.
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